Die Diagnostikdebatte in der Sozialen Arbeit hat an Fahrt aufgenommen, die Diskussion um angemessene Verfahren zur Begründung und Planung komplexer sozialer Unterstützungsleistungen an Qualität gewonnen. Es geht in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit den im diagnostischen Bereich stärker etablierten Disziplinen und Professionen aus dem Bereich der Medizin und Psychologie um eine klare Ausformulierung des eigenen Fallverstehens und seiner Möglichkeiten.
Grundlegend ist ein dialogisches Vorgehen, das sicherstellt, dass die Selbstdeutungsmuster der Betroffenen gleichberechtigt neben der Problemdefinition anderer Akteure Berücksichtigung finden. Psychosoziale Diagnostik ist dem entsprechend in der Lebenswelt und Lebenslage der Klientinnen und Klienten verortet. Im Zentrum des Bemühens steht die Erfassung sowohl individueller als auch sozialer und ökonomischer Strukturen, die Benennung von Ressourcen wie von Einschränkungen und Belastungen. Psychosoziale Diagnostik begründet so die daraus abgeleiteten Interventionen. Daneben muss sie in der Lage sein, Veränderungen zu beschreiben und zu messen.
Der vorliegende Band beschreibt sowohl bewährte Diagnoseverfahren als auch neue Ansätze und diskutiert Fallstricke und Probleme auf dem Weg zu einer originären sozialarbeiterischen Diagnostik.
Glemser, Rolf (2010). Psychosoziale Diagnostik im Suchtbereich: bio-psycho-sozial denken und handeln. In: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, 41 (4), S. 84-95
Gahleitner, Silke Birgitta & Glemser, Rolf (i. Dr.). Ressourcenorientierte Diagnostik. In: Knecht, Alban & Schubert, Franz-Christian (Hrsg.). Ressourcen im Sozialstaat und in der Sozialen Arbeit. Ein Handbuch für Wissenschaft und Praxis. Stuttgart: Kohlhammer